Beim Kniegelenk handelt es sich um das größte und gleichzeitig das am meisten beanspruchte Gelenk des Menschen. Das Kniegelenk ist die Verbindung zwischen Oberschenkel und Unterschenkel und setzt sich aus drei Knochen zusammen:
Man muss sich das Kniegelenk als Zusammenspiel von zwei Gelenken vorstellen:
Hinter dem Knie befindet sich die Kniekehle. Hier befinden sich Blutgefäße, Nerven und Lymphbahnen, die von hoher Bedeutung für das Knie sind. Die Gelenke werden von Bändern gehalten.
Das Oberschenkel-Schienbein-Gelenk setzt sich aus dem Oberschenkelknochen mit zwei Gelenkköpfen und dem Schienenbeinplateau zusammen. Die beiden Gelenkköpfe werden auch mediale und laterale Femurkondyle genannt, das Schienbeinplateau heißt Tibiaplateau. Die Oberschenkelköpfe sind rund und fügen sich in die kleinen Mulden, die sich am Schienbeinplateau befinden. Der Kontakt zwischen Oberschenkel und Scheinbein ist relativ klein und punktförmig, daher kann bei Beanspruchung des Gelenks eine Bewegung entstehen, die gleichzeitig rollt und gleitet. Dieses Gelenk steht im Vordergrund, weil es für die eigentliche Beugung des Knies sorgt.
Das Kniekehlgelenk ist ein Radgelenk und gleichzeitig ein Scharniergelenk; es kann sich also sowohl beugen als auch drehen (Drehscharniergelenk). Genauer gesagt sind Beugung und Streckung möglich, und bei einer Beugung von 90° eine geringe Drehung einwärts oder auswärts. Dieses Gelenk wird vom Menschen stark beansprucht und muss gleichzeitig für eine genügende Beweglichkeit sorgen.
Für die Berührungsfläche haben die Rückseite der Kniescheibe und die Vorderseite des Oberschenkelknochens eine Schicht aus hyalinem Knorpel, der einer hohen Druckbelastung standhält. Wenn das Knie sich beugt oder streckt, gleitet die Kniescheibe in einer speziellen Rinne rund fünf bis zehn Zentimeter über den Oberschenkelknochen. Daher nennt man dieses Gelenk auch Schlittengelenk.
Bei Beugung verlagern sich die Berührungsflächen nach oben, wobei diese zwischen 20° und 90° größer werden. Das bedeutet, dass die Berührungsflächen bei der größtmöglichen Beugung (90°) den intensivsten Kontakt haben. Gleichzeitig steigt der anpressende Druck auf die Hinterseite der Kniescheibe. Den größtmöglichen Druck erreicht das Gelenk bei 70° bis 75°. In Abhängigkeit von der jeweiligen Art der Belastung übersteigt der Anpressdruck, der auf der Kniescheibe lastet, das Mehrfache des Körpergewichts des Menschen. Ein Beispiel: Beim Laufen liegt der Anpressdruck bei dem 7- bis 11-Fachen des Körpergewichts, beim Auftreffen nach einem Sprung beim rund 24-Fachen des Körpergewichts. Die Kniescheibe wird seitlich von zwei Haltebändern gehalten.
Fedor Singer